Mit Lerncoaches zu mehr Selbstvertrauen

Am Gymnasium Eckhorst in Bargteheide haben sieben Lehrkräfte nach intensiver Ausbildung die Arbeit als Lerncoaches aufgenommen. Das gibt es in diesem Umfang nur noch an einer weiteren Schule in Schleswig-Holstein. Einzelne Coaches gibt es über das Land verteilt, dass von einer Schule aber ein ganzes Team die fast 100-stündige Ausbildung auf sich nimmt, ist eine absolute Ausnahme.

„Mathe kann ich nicht“ oder „Ich verstehe das sowieso nicht“ – zwei Klassiker, wie innere Bilder die Einstellungen von Schülerinnen und Schülern beeinflussen und sie im Lernerfolg behindern können. „Wenn Versagensangst den Kopf blockiert, ist er nicht frei für den Lernstoff. Hier unter anderem setzt Lerncoaching an“, berichtet Friederike Kyas. Die Englischlehrerin ist selbst Lerncoach und hat die Ausbildung, an der auch Lehrkräfte aus Itzehoe teilgenommen haben, geleitet. „Lerncoaching ist keine Nachhilfe, sondern unterstützt das eigenverantwortliche Arbeiten der Schüler in ihrem Lernprozess.“

Das Coaching findet in einem geschützten Beratungssetting außerhalb der Unterrichtszeit in der Schule statt, es gilt die Schweigepflicht der Lerncoaches gegenüber Mitschülern und anderen Lehrkräften. „Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler ohne Angst und freiwillig in die Beratung gehen, sich einen Coach frei wählen können – dafür müssen sie dann auch aktiv mitarbeiten“, erläutert Kyas.

Tobias Brück unterrichtet Mathe und Geographie am Eckhorst. Er ergänzt: „Immer wieder lässt sich feststellen, dass wir als Kollegium bei der individuellen Unterstützung der Schüler an Grenzen stoßen und nicht mehr an sie herankommen. Es ist aber wichtig, sie zu motivieren, damit sie dabeibleiben und weiter lernen. Aber auch Übermotivation kann so ein Problem werden, wenn die Schülerinnen und Schüler einfach zu viel von sich verlangen und der Leistungsdruck zur Qual wird. In der Ausbildung haben wir Techniken an die Hand bekommen, um die Schülerin und Schüler hier ganz individuell zu unterstützen“.

Hinter dem am Eckhorst praktizierten Lerncoaching nach dem Kieler Modell steckt ein klares Konzept: Es geht darum, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, ihren Lernprozess zu reflektieren und sie entsprechend der eigenen Stärken dazu anzuleiten, ihre Lernkompetenzen zu erweitern und ihre Wissensorganisation individuell und aktiv zu verbessern. Die Motivation dazu und der Wille, etwas zu ändern, muss allerdings von den Schülerinnen und Schülern selbst kommen.
„Damit ist Lerncoaching eine professionelle Beratung, die auf einer umfangreichen und professionellen Ausbildung der Coaches beruht und ein absoluter Gewinn für unser Schulprogramm ist“, freut sich Schulleiter Lars Troche, der den sieben Lehrkräften die Ausbildung ermöglicht hat.
Und die war in Aufwand und Tiefe umfangreich. In knapp 100 Zeitstunden verinnerlichten die Pädagogen die Theorien und Methoden des Lerncoachings und setzten sich dabei auch mit ihren eigenen Haltungen auseinander, um jetzt am Eckhorst Schülerinnen und Schüler individuell unterstützen zu können, weit über das hinaus, was sonst im Schulalltag leistbar ist. 
„Diese Zeit haben die Kollegen normalerweise gar nicht“, erläutert Troche. Und Lerncoach Brück ergänzt: „Ein gutes Beispiel dafür ist der gesunde Umgang mit Misserfolg. Die Schülerinnen und Schüler brauchen Lernstrategien für Selbstorganisation, Zeitmanagement oder auch das Bewältigen von Prüfungsangst. Und der Weg dorthin führt am besten über qualifizierte Einzelgespräche.“

Diese Lerncoaching-Sitzungen sollen am Gymnasium Eckhorst jetzt verstärkt angeboten werden. Alle sieben Lerncoaches sind vertraulich zu individuellen Zeiten buchbar, die Schulleitung hat entsprechende Stunden zur Verfügung gestellt. Besonderer Vorteil für die Schüler: Dadurch ist das Angebot für sie kostenfrei.