Bargteheider Schüler*innen gestalten den Volkstrauertag


Damit sich Fehler nicht wiederholen

Unter dem Motto „Entrüstet euch“ finden sich am 13. November wieder zahlreiche Menschen in Bargteheide zusammen, um der Toten zu gedenken und ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Die Gedenkveranstaltung beginnt um 11:15 Uhr im Gymnasium Eckhorst – nach dem Gottesdienst in der Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Kranzniederlegung am Ehrenmahl.

„Die Ausgestaltung des Volkstrauertags hat seit 40 Jahren in Bargteheide eine besondere Tradition“, sagt Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth. „Es geht eben nicht nur um das Niederlegen eines Kranzes wie an anderen Orten, sondern um die Beschäftigung mit dem Thema als solches.“ Sie hätten lange dafür gekämpft, die Schüler bei der Gestaltung des Gedenktages einzubeziehen. Ein Tag, der noch mehr in das Bewusstsein der Menschen rücken sollte, um an die Vergangenheit zu erinnern, aber vor allem auch daran, die Fehler nicht zu wiederholen. „Wir haben derzeit das Gefühl, dass sich die Zeit rückwärts bewegt und es ist erschreckend, wie plötzlich wieder Waffen aktiviert werden“, sagt Birgitt Gartenschläger von der Arbeitsgruppe Volkstrauertag. „Umso wichtiger ist es, die jungen Leute in die Ausgestaltung einzubeziehen, damit wir die Arbeit irgendwann einmal in ihre Hände legen können.“ Als Beitrag zum Programm haben die Schüler unter anderem eine szenische Darstellung von Kafkas „Die Vorüberlaufenden“ vorbereitet. Die Parabel handelt von Menschen und wie sie sich verhalten, wenn etwas Ungutes geschieht. „Das Stück spiegelt die Realität vieler Bürger wider“, sagt Marion Schröter-Piehl, Lehrerin am Eckhorst Gymnasium. „Es ist ein Appell an alle, zu handeln, statt wegzusehen und nach Ausflüchten zu suchen.“ Auch im Unterricht sei das Thema behandelt und die Kriegssituation durch entsprechende Lektüre in die Gegenwart gebracht worden. Denn die Erinnerungskultur habe im Fach Religion einen wichtigen Ort, so Schröter-Piehl, abgebildet durch das Motto „hinsehen, wahrnehmen, urteilen und handeln“. Sie seien dankbar, das Thema verstärkt aufgreifen zu können, betonte Lehrer Torsten Göckens, da die Schule zwar Gastgeber für viele Nationen sei, dennoch aber im regulären Unterricht kaum Raum für Gedanken und Gefühle geben könne.

Durch die Arbeit mit den Schülern sei dabei vor allem deutlich geworden, dass der Krieg in der Ukraine nach dem ersten Entsetzen erschrecken schnell in Vergessenheit geraten und der Alltag wieder aufgenommen worden sei. Umso wichtiger sei es, den Tag gemeinsam aktiv zu gestalten und die Kultur des Erinnerns wach zu halten. „Die Parabel ist ein guter Vergleich, der weitergetragen werden sollte“, sagt Leeni, die die 10. Klasse des Eckhorst Gymnasiums besucht. „Sie repräsentiert die Gesellschaft, nicht nur eine Gruppe von Menschen, sondern uns alle.“

Neben verschiedenen Zitaten von Sophie Scholl, Stéphane Hessel, der ehemaligen Russland-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz, und Theologin Margot Käßmann, vorgetragen von zahlreichen Mitwirkenden des Volkstrauertags, gibt es eine musikalische Untermalung mit Klavier und Gesang. Auch das eigentliche Totengedenken habe einen wichtigen Stellenwert in der Veranstaltung, es gehe dabei ebenso um die aktuellen Ereignisse wie die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge. „Unsere Welt verändert sich“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Hettwer. „Es ist wichtig, dass das Thema in Zukunft auch vermehrt in die Schulen getragen wird. Es geht dabei um die Demokratie, um unsere Werte, die angegriffen werden.“

Foto: M. Jahn
Seit 40 Jahren wird der Volkstrauertag in Bargteheide mit einer besonderen Veranstaltung begangen, initiiert von der Arbeitsgruppe und Schülern des Eckhorst Gymnasiums.

mej