Am Strand der Landzunge Farewell Spit im Süden von Neuseeland sind am Freitag, den 10.2.16 laut DOC (Department of Conservation) 416 Grindwale gestrandet.

Mehrere Hundert freiwillige Helfer versuchten die Wale zu retten, indem sie die bis zu 3 Tonnen schweren Tiere mit Wasser begossen, um sie bei einsetzender Flut wieder ins tiefere Meer zu bringen. Leider wurden die meisten Wale durch ihr eigenes Körpergewicht erdrückt, sodass nur 50 von ihnen gerettet werden konnten.

Die Ursache der Strandung ist weiterhin unklar. Vermutungen zur Folge könnte das Echolot-System der Wale durch Unterwasserlärm beeinflusst worden sein, sodass die Wale verwirrt in Richtung Küste schwammen. Eventuell folgte auch ein Schwarm von Walen einem kranken Leittier ans Ufer, jedoch wurde bei einigen Walen Bisse von Haien entdeckt. Auch wenn sich Haie im Farewell Spit befinden, konnte bislang nicht bestätigt werden, dass die Massenstrandung die Folge eines Haiangriffs war. Klar ist jedoch, dass es nicht zum ersten Mal ein derartiges Walsterben in Neuseeland gab.

Die Tragödie am Freitag zählt zu den schlimmsten Massenstrandungen in der Geschichte Neuseelands, allerdings fanden in den letzten 10 Jahren mysteriöser Weise schon 9 weitere Vorfälle an der Landzunge Farewell Spit statt. 1985 strandeten sogar 450 Wale in Auckland und 1918 fand das größte Massenstreben Neuseelands statt. Es strandeten insgesamt 1000 Individuen dieser Art auf der im südpazifikliegende Insel Chatham. Es ist bis heute unbekannt, warum Neuseeland von Walstrandungen so betroffen ist.

Für viele Menschen ist ein solcher Anblick nicht zu ertragen, wie uns ein Helfer am Freitag berichtete:

„Das ist somit das Traurigste, was ich je gesehen hab. Es ist nicht zu ertragen ein solches majestätische Tier so hilflos zu sehen.“

Die Massenstrandung bringt viele Folgen mit sich. Jährlich sterben mehr Wale als neue geboren werden. Nicht nur Massenstrandungen, sondern auch Walfang, Verschmutzungen der Meere oder

militärische Sonartests sind für die geringe Anzahl an Walen verantwortlich. Deswegen gibt es beispielsweise nur noch 5200 Blauwale in den Weltmeeren. Die weltweite Anzahl an Walen kann

jedoch nicht exakt bestimmt werden, da sich die Tiere in den Weiten der Meere schwer beobachten

lassen, weshalb die Anzahl an Grindwalen unbekannt ist. Man schätzt lediglich einen aktuellen Bestand von 100.000 Tieren im nördlichsten Teil des Atlantiks. Trotz alledem fällt der Grindwal wie alle Kleinwale nicht unter die Schutzbestimmungen der Internationalen Walfangkommission (IWC).

Er ist allerdings im Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens aufgeführt.

Allgemein gehört der Grindwal, auch bekannt als Pilotwal, in die Unterordnung der Zahnwale. Männliche Tiere können Längen von bis zu 8 Metern und ein Gewicht von bis zu 3 Tonnen erreichen.

Weibliche Exemplare sind von einer maximalen Länge von 6 Metern etwas kleiner. Sie leben wie viele Delfine in Gruppen, die als Schulen bezeichnet werden. Diese bestehen durchschnittlich aus 20 Tieren, jedoch wurde schon mal ein Extremfall mit einer Anzahl von 600 Individuen gesichtet. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sich Grindwalschulen mit anderen Kleinwalschulen vergesellschaften.

Ihr starker Gruppenzusammenhalt ist vielleicht auch ein Grund, warum bei Grindwalen Massenstrandungen häufiger vorkommen als bei den meisten anderen Arten.

Die momentane Situation bringt viele Menschen zum Verzweifeln. Man kann sich nicht erklären, weshalb in letzter Zeit so viele Wale an den unterschiedlichsten Stränden und Küsten verenden. Auch an der Nordsee strandeten in den letzten Tagen so viele Wale wie noch nie zuvor, wie uns der Biologe David Pfender mitteilte. „Das ist ein trauriger Rekord. Die Ursache bleibt weiterhin unklar.“

Es wird versucht, den Tieren auf unterschiedlichsten Arten zu helfen, doch bisher bleibt der Erfolg der Versuche aus.

Viele Menschen befürchten ein Aussterben nicht nur vieler Wal- und Delphinarten, sondern auch ein Aussterben vieler Fischarten in den nächsten 100 Jahren. Solche Tragödien wie in Neuseeland zeigen deutlich, dass wir Menschen zu tief in den Lebensraum vieler Tiere eindringen. Auch wenn viele Menschen, die Schuld von sich weisen und sie auf die Eigenverantwortlichkeit der Wale schieben, haben wir doch eine Grenze überschritten. Die Strandungen erfolgen weiter und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

 

Quellen: Wikipedia, Spiegel Online, GEO, Berliner Morgenpost

Ein Artikel von Alexander Fuhr