Ob Kopfschmerzen, Unfruchtbarkeit, Gehirntumore, Krebs oder Gelenkschmerzen. Handynutzung wird mit etlichen Krankheiten in Verbindung gebracht. Ist diese Angst wirklich berechtigt?

Für rund 90% aller Deutschen über 14 Jahre ist das Handy ein täglicher Begleiter. Viele Handynutzer haben Angst vor Folgen des Handys. Zunächst ein paar Infos zu Handystrahlung:

Schon jetzt gibt es tausende Studien zur Gesundheitsgefahr von Handystrahlung. Die einen bestätigen, dass es schädlich ist, die anderen schließen es aus. Das gilt nicht nur für Krankheiten wie Elektrosensibilität, sondern auch für Krebs, Unfruchtbarkeit, Gendefekte und Hirntumore. Leider kann die medizinische Forschung diese Krankheiten nicht eindeutig der Handystrahlung zuordnen. Einen eindeutigen Beweis für den Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Erkrankungen gibt es bisher nicht.

Handy-Signale werden über hochfrequente elektromagnetische Felder übertragen. Übrigens ist dies die selbe Technik, wie bei Mikrowellen. Zwar laufen die mit weitaus höherer Intensität als Mobilfunk-Geräte, aber auch Handys, Smartphones und Co. erwärmen unser Körpergewebe. Die elektromagnetische Strahlung nimmt der menschliche Organismus auf und wandelt sie in Wärmeenergie um. Jenes klingt zwar nicht sonderlich schlimm, es kann aber massiv die Organe schädigen (insbesondere unser sensibles Gehirn). Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Körperfunktionen durch die Erhöhung der Temperatur, selbst wenn es nur ein Grad mehr ist, beeinträchtigt werden.

Im April 2017 gab es im norditalienischen Ivrea im Arbeitsgericht den weltweit ersten Fall, wo Handynutzung als Ursache für einen Hirntumor anerkannt wurde. Der Betroffene „Romeo“ nutzte sein Handy nach eigenen Angaben fünfzehn Jahre lang täglich drei bis vier Stunden beruflich. Er hatte schließlich den Eindruck, dass sein rechtes Ohr völlig verstopft sei. Im Jahre 2010 wurde von seinem Arzt ein Tumor festgestellt.“Zum Glück war er gutartig, aber ich kann nicht mehr hören, weil sie meinen Hörnerv entfernt haben“, sagte Romeo. Die Minderung seiner Körperfunktionen wurde von einem Fachmann mit 23% bewertet.“Ich hatte keine Wahl und musste ständig telefonieren, ob von zu Hause aus oder vom Auto“, sagte er über seinen Arbeitsalltag. Er möchte das Telefonieren mit dem Handy nicht schlecht reden, die Nutzer sollten sich lediglich darüber im klaren sein, dass das Telefonieren auch Risiken mit sich bringt.

Ein ähnlicher Fall hat sich bei Wolfgang Stäbler ereignet. Der gelernte Elektroniker hat jahrelang Badminton gespielt. Zunächst ließen die Kräfte nach und anschließend kamen die Schmerzen. Zu dieser Zeit war er Mitte 50. Er zog damals von Arzt zu Arzt um die Ursache zu finden, doch dieses gelang keinem. Wolfgang Stäbler gehört zu den zwei Prozent der Deutschen, die sich als elektrosensibel bezeichnen. Dies bedeutet, dass der Körper auf hochfrequente elektromagnetische Strahlung, die beispielsweise von Handys, W-Lan Routern etc. ausgeht, reagiert. Jahrelang lebte er in direkter Nähe zu zwei Sendemasten, deshalb ist er überzeugt, dass sein Leiden mit der Strahlung zusammenhängt. Heute lebt er in einem Dorf in der Nähe von Frankfurt, wo besonders wenig Empfang und damit sehr geringe elektromagnetische Strahlung ist. Die Beschwerden haben stark abgenommen.

Hier ein paar nützliche Tipps, die den Umgang mit der Handystrahlung erleichtern:

  1. Achte beim Kauf darauf, dass dein Handy einen niedrigen SAR-Wert hat.
  2. Nutze zum Telefonieren zum Beispiel ein Headset oder eine Freisprechanlage, dann ist das strahlende Handy weiter vom Kopf entfernt.
  3. Beim Verbindungsaufbau sendet das Handy mit voller Leistung. Halte das Handy also erst ans Ohr, wenn die Verbindung steht, also wenn es tutet.
  4. Trage dein Handy nicht ständig nah am Körper (Hosentasche) sondern lieber in einer Tasche oder einem Rucksack.
  5. Bei schlechtem Empfang strahlt dein Handy besonders viel. Daher sollte man eher bei besserer Verbindung telefonieren. Deshalb sollte man auch keine Strahlenschutzfolie oder andere Strahlenabdecker verwenden, denn auch dann strahlt das Handy mehr.
  6. In manchen Zügen gibt es spezielle Wagen die guten Empfang bieten. Gehe zum Telefonieren dorthin.
  7. Achte darauf, beim Telefonieren die Antenne deines Handys nicht abzudecken. Meistens musst du dann nur etwas weiter unten anfassen.
  8. Versuche dich beim Telefonieren möglichst kurz zu halten.
  9. Lege dein Handy in der Nacht am besten nicht direkt neben dich, sondern lege es etwas entfernt im Raum hin. Hilfreich ist auch, wenn du an deinem Handy den Flugmodus einstellst.
  10. Wenn du unter 12 Jahre alt bist oder dein Kind unter 12 ist, dann kannst du ein extra für Kinder hergestelltes Handy mit geringem SAR-Wert kaufen.

(Der SAR-Wert ist der Faktor, wie doll ein Handy das menschliche Gewebe erwärmt. Der Grenzwert liegt bei 2,0.)

Handynutzung kann aber auch auf ganz andere Art gefährlich sein. Beispielsweise beim Musikhören:

Von den 90% der Deutschen, die ein Handy besitzen, hören 68% Musik mit ihrem Handy. Mit Musik auf den Ohren ist der Weg zur Arbeit oder Schule zwar weniger langweilig, aber unter Umständen gefährlicher. Denn wer Musik mit den Kopfhörern hört, riskiert nicht nur die Gesundheit seines Hörvermögens, sondern ist zusätzlich noch vom Straßenverkehr abgelenkt. Die Expertenmeinung lautet deshalb: Runter mit der Lautstärke oder am Besten gleich die Kopfhörer in der Hosentasche lassen. Beim Fahrradfahren ist Musikhören über Kopfhörer übrigens verboten.

Der Chef der HNO-Klinik an der Uni Freiburg, Roland Laszig, sagt: „Alles über 85 dBA ist schädlich.“(dBA steht für die Lautstärke, mit der ein Geräusch im Ohr ankommt).

Je näher die Lärmquelle dem Ohr ist, desto lauter ist es. Deshalb seien Ohrstöpsel, die direkt im Ohr sitzen gefährlicher als aufliegende Varianten. MP3 Player und Smartphones werden in Deutschland ohnehin nicht lauter als 85dB. Dies ist die EU Richtlinie.

 

Zum Vergleich:

Die Lautstärke von Regen beträgt 50 Dezibel. Ein normales Gespräch schon 55 Dezibel. Verkehrslärm ist 75 Dezibel laut. MP3 Player dürfen nach der EU Richtlinie ca. so laut wie ein LKW werden (90 Dezibel). In den USA liegt die Begrenzung bei 110 Dezibel. Dort werden die MP3 Player ca. so laut wie ein Düsenjäger oder ein Autorennen (130 Dezibel).

Nicht nur die eben genannten Dinge können dem Körper Schaden. Es gibt auch andere Gründe wie zum Beispiel die falsche Haltung des Kopfes. Wissenschaftler sprechen bereits von einer „head down“ Generation.Es ist also kein Wunder, dass zwei bis drei Stunden den Kopf zu senken einen Einfluss auf die Nackenmuskulatur und Körperhaltung hat. Es können Verspannungen im Nacken auftreten, die durch den gebeugten Rücken und den gesengten Kopf entstehen. Der Schulterbereich wird möglicherweise durch den ständig angewinkelten Arm überlastet. Orthopäden sprechen mittlerweile schon vom „Ipad-Nacken“. Die Überlastung der Feinmotorik kann zu einer Sehnenscheidenentzündung führen. Außerdem kann es zu Kopfschmerzen führen, wenn man das Handy stundenlang benutzt. Zusätzlich wird durch die gekrümmte Haltung die Lungenfunktion beeinträchtigt. Als Folge davon verringert sich der Sauerstoffgehalt im Blut. Dies kann zu Gefäßerkrankungen führen.

 

Fazit

Wir empfehlen einen entspannten Umgang mit den Handys. Auch beim Mobilfunk gilt, dass die Angst vor einer Gefahr mitunter schlimmere Folgen hat als die Gefahr selbst. Deshalb kann ein entspannter Umgang mit dem Thema Mobilfunk nützlich sein. Wer aus Angst vor Strahlung überlegt, ganz auf ein Handy zu verzichten, sollte die Konsequenzen bedenken. Gerade im Krankheits- oder unfallbedingten Notfällen sind es oftmals Handys & Co, mit denen sich schnell Hilfe rufen lässt. So können Leben gerettet werden.

 

Lenny Kemcke, Alexander Albrecht (Klasse 9), 21.05.2017