Wie Social Bots die Meinungsmache beeinflussen

                                   

Früher war alles besser. Ein Ausspruch des Großvaters oder der ewig gestrigen? Sicherlich ist nicht jede Veränderung ein Fortschritt, aber das Internet und der schnelle Zugriff auf jegliche Informationen hat unser Leben verändert. Filme schauen, Zeitung lesen oder die neuesten Tweets erhalten und darauf reagieren. In der Tat eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten.

Also alles gut? Nein, die neuen Medien beinhalten auch Gefahren. Daten- und Informationsmissbrauch sind nur zwei Aspekte. Im Zeitalter der modernen digitalen Medien ist Schnelligkeit eine wesentliche Veränderung. Aber schnell bedeutet nicht immer gut.

In sozialen Netzwerken tummeln sich immer mehr Social Bots - kleine Programme, die Informationen sammeln und sogar verbreiten. Schnell und unaufhaltsam. Auch in politischen Diskussionen und in politischen Gruppen werden diese Programme genutzt.

Noch vor wenigen Jahren wurde das Ereignis eines Tages recherchiert, geprüft, redigiert und dann veröffentlicht. Die Zeiten haben sich geändert. Heute übernehmen sogenannte Social Bots langsam die Deutungshoheit über die Meinungen. Zumindest in sozialen Netzwerken. Das Thema ist längst zum Geschäft geworden. Immer stärker schalten sich nichtmenschliche Akteure in Diskussionen ein: Sie betreiben eigene Profile mit Bild, Namen und wenigen Angaben.

Sie streuen Argumente, verunglimpfen die Meinungen anderer und versuchen gezielt Interessen vor allem in politischen Diskussionen zu beeinflussen. Sogenannte Social Bots. Im US-Wahlkampf, aber auch im Ukraine-Konflikt oder auch in der deutschen Flüchtlingsfrage nehmen die sozialen Roboter an den Diskussionen teil.

Dank der künstlichen Intelligenz können etwa die Follower- und Fanzahlen politischer Accounts in die Höhe getrieben oder die Abrufzahlen von Videos manipuliert werden. In letzter Zeit wurden Chat-Bots beobachtet, die sinnvolle und durchaus längere politische Diskussionen führen und verschiedene Argumente austauschen können, ohne dass sich der ‚Besitzer‘ des Bots auch nur eine Sekunde darum kümmern musste.

Die Herausforderung ist es, diese Bots plausibel und glaubhaft zu gestalten und einzubauen. So, dass es den Eindruck macht, dass es sich um einen echten Menschen handelt, der tatsächliche Interessen verfolgt.

Und genau das gelingt immer besser: Bots sind mittlerweile sogar in der Lage, Konversationen zu führen - und dabei Menschen zu täuschen. Bei Versuchen konnten über die Hälfte der Testpersonen einen modernen Bot nicht von einem echten User unterscheiden. Die Maschinen werden immer besser und holen auf.

Von diesen gut angepassten Social Bots geht eine gewisse Gefahr aus - sie können weitgehend unbemerkt Propaganda verbreiten. Andererseits ist gerade das nützlich - nicht nur für Unternehmen. Natürlich haben auch Regierungen Interesse an sozialen Bots. Speziell seit die Bedeutung von sozialen Medien für politische Prozesse zugenommen hat. Regierungen könnten zukünftig auf Bots setzen statt auf Zensur. Dann müssten sie nämlich nicht mehr das Netz komplett lahmlegen, es würde reichen, es einfach mit ihrer Meinung zu überfluten.

Auch wenn wir grundsätzlich die Meinungsfreiheit sichern wollen, scheint im Netz auch die Meinungsmache immer präsenter zu werden. Die öffentliche Meinung kann mit Hilfe von Social Bots immer stärker beeinflusst werden und führt vielleicht zu einer Verschiebung in der Wahrnehmung. Die Grenze zu sogenannten „Fake-News“ wird fließend. Die öffentliche Meinung wird manipuliert. Auch bei den jüngsten Wahlentscheidungen wie zum Beispiel der Bundespräsidentenwahl 2017 nehmen Social Bots eine zunehmende Rolle ein. Ebenso befürchtet man zur anstehenden Bundestagswahl im September 2017 eine Zunahme der Meinungsbildung im Internet und die Einflussnahme mit Hilfe von Social Bots, auch aus dem Ausland gesteuert, um die Wahlen zu beeinflussen.

Es findet in dem Bereich des Internets eine Art Wettrüsten statt - zwischen denen, die Bots programmieren, und denen, die sie erkennen wollen.

Die Social Bots könnten zu einer konkreten Gefahr für die Demokratie werden, wenn wir nicht den Mut haben zu fragen und zu hinterfragen.

Noch funktioniert die Meinungsbildung ohne nennenswerte Störungen. Die Ergebnisse der automatisierten Tweets bei der letzten Bundespräsidentenwahl waren für den Wahlerfolg nicht ausschlaggebend. Der Sieger, Herr Steinmeier, hatte nicht einmal 30% der Tweets, die über Herrn Hold abgesetzt wurden. Gründe dafür können sein, dass Herr Hold als Teil der Medienbranche (Fernsehrichter) die Funktionsweise der Social Bots besser für sich nutzen konnte.

Ein wesentliches Argument ist jedoch, dass der Bundespräsident nicht direkt vom Volk gewählt wird, sondern von der Bundesversammlung. Hier haben die etablierten Parteien einen maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung. Bei einer Bundestagswahl kann die Meinungsmache im Internet deutlich mehr Bedeutung gewinnen.

Auf Twitter, Facebook und Co. gibt es immer mehr sogenannte Social Bots. Sie täuschen vor, echte Personen zu sein - In Wirklichkeit sind sie nicht mehr als ein Programm, welches zum Beispiel gezielt Hasskommentare postet.

Simon Hegelich forscht an der Universität in Siegen an Social Bots und entwickelt Systeme, mit denen er künftig leichter heraus finden will, welche Posts und Tweets von Menschen sind und welche von Robotern kommen. Laut ihm kommen 5 bis 20 Prozent aller Posts bei Twitter zum Beispiel von Bots.

Das können teilweise Seiten sein, die automatisiert jeden Tag das Wetter posten. Das kann auch ein Unternehmen sein, das seine Werbung automatisch in einem sozialen Netzwerk verbreitet. Soweit ist das noch ziemlich harmlos. Social Bots können aber zum Beispiel auch für politische Propaganda genutzt werden – quasi automatisierte Stimmungsmache. Experten zufolge nutzt die Terrorgruppe IS diese Art der Propaganda auf Twitter schon seit einiger Zeit.

Für den normalen User ist es sehr schwer, einen solchen Roboter von einem echten Menschen zu unterscheiden. Bei Versuchen konnten über die Hälfte der Testpersonen einen Bot nicht von einem echten User unterscheiden.

Weil diese Bots auch gegen die Nutzungsbedingungen der Netzwerke verstoßen, wollen diese die Profile natürlich auch loswerden. Also wenn Dir auffällt, dass sich ein Profil auffällig verhält und vielleicht immer die gleichen Antworten und Kommentare gibt, dann melde dieses Profil.

 

Quellenangaben

Wikipedia, Spiegel Artikel 43/2016, Rettet die Wahlen EU, Bilder Google

 

Torge von der Geest (Klasse 9), 21.05.207