Am 18.3.2015 war es endlich soweit: Wir Neuntklässler hatten in Form eines zweiwöchigen Betriebspraktikums die Möglichkeit, die Luft der Arbeitswelt zu schnuppern. Vom Tierarzt über das Fitnessstudio, vom Hotel bis zum Lichtdesign wurden in viele unterschiedliche Berufsgruppen                                                                                   hineingeschnuppert. Ich persönlich entschied mich, den Beruf des Schiffsmaklers zu erkunden.                                                                                                       Die Firma PWL Port Services nahm mich netterweise auf. Sie kümmert sich hauptsächlich um alle Abläufe, die während eines Schiffsaufenthaltes in einem Hafen anfallen.

Am ersten Tag musste ich um 7.00 Uhr aufstehen, damit ich rechtzeitig um 9.00 Uhr im Büro sein konnte. Das Büro war in der Hafencity, wodurch eine optimale Lage zum Hafen gewährleistet wurde. Als ich am ersten Tag ins Büro kam, wurden mir die Räumlichkeiten gezeigt und ich bekam einen Schlüssel. Danach gab man mir einen Ordner, in dem mir die Arbeitsabläufe beispielhaft an einem Frachter mit Sojabohnen aus Südamerika erklärt wurden. Gegen 13 Uhr durfte ich eine einstündige Mittagspause einlegen. In den Mittagspausen traf ich mich meistens mit einem Freund, der sein Praktikum auch als Schiffsmakler, zwei Straßen weiter, absolvierte. Während der Pause nutzten wir die Zeit, um uns über die Dinge, die wir am Vormittag erlebt hatten, auszutauschen.

In den nächsten Tagen arbeitete ich viel im Büro und i lernte dabei ziemlich viel. Eine meiner Aufgaben war es, einen Letter Of Invitation, auch kurz LOI, zu erstellen. Dabei fordert man für einen Seemann bei der jeweiligen Botschaft seines Herkunftslandes ein Visum an, damit er, wenn er im Hamburger Hafen ankommt und vom Schiff möchte, eine Berechtigung dafür hat. Dabei ist jedoch auf viele Dinge zu achten. So muss man z.B. E- Mails an die Botschaft und die Reederei senden, wobei man die nötigen Dokumente in richtiger Reihenfolge zu verschicken hat.

Eine weitere Aufgabe bestand darin, Eingangsrechnungschecks zu erstellen. In einem Eingangsrechnungscheck werden für jedes Schiff die Ausgaben festgehalten, und wenn das Schiff komplett abgefertigt wurde, schickt man der Reederei alle offenen Rechnungen.

Meine letzte Aufgabe, die ich innerhalb der 2 Wochen immer mal wieder machen musste, war, einen Schiffsplan zu erstellen. Im Schiffsplan werden alle relevanten Informationen festgehalten, z.B. Liegeplatz, Ankunftszeit, Abreisedatum, Tankfirma und Taxidienst, mit dem die Seeleute zum Hotel oder zum Flughafen gebracht werden.

In der zweiten Woche ging ich dann hauptsächlich auf Schiffe. Mein erstes Schiff, ein griechisches Schiff namens Pontonikis, kam aus Südamerika und war wie das Beispiel oben sogar mit Sojabohnen beladen. Das Schiff war relativ groß, es war 224 m lang und 32 m breit. Bei der Entladung des Massenguts gab es keine großen Probleme, jedoch musste das Schiff gereinigt werden, weil auf dem Weg nach Hamburg Öl im Tank ausgelaufen war. Für die sachgerechte Entsorgung wurde jedoch ein anderer Liegeplatz gebraucht, da eine spezielle Reinigungsfirma mit großen Geräten anrücken musste. Schließlich fanden wir dann den passenden Liegeplatz.

Als wir am nächsten Tag zum Schiff kamen, wurde es gerade gereinigt. Nachdem wir uns erkundigt hatten, wie die Arbeit vorangeht, gingen wir an Bord und erledigten die nötigen Formalitäten für die Hafenbehörde. Danach haben die Seeleute noch E-Zigaretten und Prepaidkarten bei uns bestellt.

Am nächsten Tag musste ich mit dem Azubi, der mich über die 2 Wochen begleitete, die gewünschten Besorgungen einkaufen. Da dies etwas länger dauerte, durfte ich danach direkt nach Hause fahren.

An diesem Abend lief das Schiff aus. Am nächsten Morgen bekam ich von einem Kollegen                   eine griechische Telefonnummer mit dem Hinweis, falls ich mal in Griechenland sei, könne ich vorbeikommen. Die Nachricht hatte mir der Kapitän des Frachters hinterlassen.

Da nun der griechische Frachter wieder ausgelaufen war, kümmerten wir uns um das nächste Schiff, einen chinesischen Frachter. Bevor ich jedoch zum Liegeplatz fuhr, musste ich noch eine neue Flagge bei einem Schiffsausrüster besorgen, da die alte Flagge durch den starken Wind abgerissen worden war. Nachdem ich die Flagge besorgt hatte, ging es endlich los. „Der Chinese“ hatte Kohle mitgebracht, und weil das Schiff nicht so groß war, sollte es am nächsten Tag wieder losfahren. Da Ostern kurz vor der Tür stand, wollte der Kapitän für seine Besatzung Fleisch kaufen. Darum beeilten wir uns und riefen bei einem großen Fleischfachhandel an. Wir hatten Glück, denn sie hatten noch gerade die Menge Fleisch, die wir brauchten.

Am letzten Tag meines Praktikums passierte nicht mehr viel. Ich brachte für alle Kollegen Schoko und Apfel- Cranberry Muffins mit, und danach brachten wir den Chinesen noch das bestellte Fleisch vorbei, worüber sie sich riesig freuten.

Denjenigen von Euch, die noch ein Praktikum vor sich haben, kann ich den Beruf des Schiffsmaklers wärmstens empfehlen, wenn Ihr Interesse für Logistik oder den Hafen mitbringt.

Felix Fuhlendorf (9a), 02.07.2015