Jede Sekunde schauten wir auf unsere Handys. Da musste doch noch etwas kommen? Es wurden schon seit Tagen mehrfach Warnungen rausgegeben wegen eines Orkans namens Xaver.

Hierbei geht es, obwohl dies durch den bayerischen Namen nicht gerade klar wird, um einen Orkan im Norden Deutschlands. Dieser Sturm sei so gigantisch wie kein anderer seit 1962. Die Gefahren dieses Orkans blieben bei uns dennoch eher im Hinterkopf. Alle dachten nur an die angekündigte Französischklausur und die Tests am nächsten Morgen. Selbstverständlich würde ein Schulausfall jedem gefallen.

Wir saßen gerade in der Deutschstunde von Herrn Bussenius und zerbrachen uns unsere Köpfe über das Gedicht „Die Elbe“, als wir das Knisterns des Lautsprechers und die Stimme unseres Schulleiters hörte. Bereits ahnend, was jetzt kommen würde, brachen alle Jubelgesänge aus. „Auf Grund des Unwetters sollen alle Schülerinnen und Schüler bitte schnellstmöglich nach der fünften Stunde nach Hause fahren. Der Unterricht findet morgen nicht statt.“, ertönte es. Unsere Hände gingen in die Luft und „die Fußballkurve“ unserer Klasse klatschte in die Hände, wie sonst üblich, wenn sie in der Imtech-Arena ihre Mannschaft anfeuern. Nachdem wir unseren Unterricht beendet hatten, fuhren wir alle nach Hause und ich ging zum Bus. Auch die Kinder der „Johannes Gutenberg Schule“ hatten anscheinend frei bekommen und standen mit offenen Jacken im tobenden Wind: „Wir lieben den Sturm!“, schrien sie.

So saß ich also nach dem Mittagessen in meinem Zimmer, schaute aus meinem Fenster auf die Felder hinaus, vor denen die dicken Schneeflocken im Wind hin und her schwangen. Immer wieder erschienen Berichte von Reportern, die mit ihren Mikrofonen zitternd in Pelzmütze und Mantel dastanden. Mit ihrem Geschreie in das Mikrofon, wurde die Botschaft klar: „Ihr sitzt gerade warm und wohlbehütet zu Hause und ich friere mir hier vor den hohen Wellen den Arsch ab!“. Auf „WhatsApp“ erhielt ich eine Nachricht: „Und wie sieht es bei dir aus?“. Was sollte man schon antworten? Denn außer dem üblichen Schnee in dieser Jahreszeit gab es nichts zu sehen. Als ich dennoch am nächsten Tag zum Training fuhr, sah man überall umgeknickte Bäume. Anstatt den „Monstersturm“ zu dramatisieren stand nur noch in den Zeitungen: „Orkantief Xaver – Unnötig angekündigt?“. Eine Schülerin der 5. Klasse unserer Schule ist da anderer Meinung: „Ich bin der Meinung, dass es gut war, dass, die Schule ausgefallen ist. Es hätte viel passieren können. Wer weiß, ob wir uns nicht vielleicht verletzt hätten.“

Das Schlimmste, was ich mitbekommen habe, waren die zahlreichen Unfälle wegen des Eises auf den Straßen.

So, ich muss dann mal Schluss machen, meine Muddi ruft mich zum Mittagessen, es gibt Fleischpflanzerl.

Jytte Brenner, E1g