Mittlerweile hast du dich mit all deiner Kraft in unsere doch recht sonnenverwöhnten Herzen geschlichen.
Dein verdammter Nieselregen befeuchtet jede Stelle unseres Körpers und dein verf*ckt kalter Wind macht alles nur noch schlimmer. Wenn es morgens noch dunkel ist und du uns dein ganzen Mistwetter entgegen schleuderst, geht der Spaß erst richtig los und man fragt sich, was man dir eigentlich getan hat.

Nass und schlecht gelaunt ist abzusehen, dass man schon bessere Tage erlebt hat.
Und da du auch keine Anstalten machst, es hell werden zu lassen, sitzt man in einem entweder überheizten oder eiskalten, grellbeleuchteten Klassenraum mit anderen schlecht Gelaunten, die ebenfalls Opfer deiner Launen wurden.
Das ist deine, zugegeben, mäßig gemütliche Seite. Aber kaum hat man sich durch den Regen und Sturm zurück nach Hause gekämpft, erhellt es sich, wenn auch nur bezogen auf die die Laune, und man hat zum ersten mal an diesem Tag ein herzliches und ernst gemeintes Lächeln auf den Lippen.
Hinauf gezaubert von all diesen Vanilleduftkerzen,Tees und Keksen.

Hat deine andere Seite mich erst vollkommen überzeugt, fange ich an, dich ernsthaft zu lieben.
Der Sturm und der Regen werden auf einmal gemütlich und wunderschön.
Ich meine, was würde zu Tee, Duftkerzen, Wolldecken, unverschämt warmen Kuschelsocken und einem guten Buch besser passen als Schmuddelwetter, Regen, der gegen die Fenster prasselt und Wind, der um die Häuser fegt?
Lieber Herbst, habe ich dir eigentlich schon ein mal zugeflüstert,dass ich dich liebe? Wahrscheinlich schon. In grausamen Klamotten und beim Kakaoschlürfen.
Bei diesem Wetter treibt sich die „Fashionpolizei“ ja zum Glück auch nicht herum, sondern sitzt in Jogginghosen in Decken eingemummelt auf dem Sofa. Jede Wette!
Blind vor Liebe, rede ich mir ein, dass du meine Lieblingsjahreszeit bist und es sicher kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Klamotten. Oder wie war das?
Klingelt aber am nächsten Morgen mein Wecker, frag ich mich erst mal, warum er mitten in der Nacht klingelt.
Bis ich begreife, mein morgenmuffeliges Gehirn ist nicht so schnell, dass es ja gar nicht erst richtig hell wird. Ach, und zur Abwechslung regnet es mal wieder, Mensch, Herr Herbst, da haben Sie ja mal wieder eine richtige Sensation aus ihrem Wetterrepertoire gezaubert - Respekt.
Habe ich gesagt, dass ich dich liebe? Ich war wohl benebelt von all den vanillig-zimtig riechenden Kerzen.

Oder etwa nicht?

 

 

Rebecca Schildt (E1g)