Es war ein schöner Samstagmorgen. Ich hatte mir für diesen Tag vorgenommen, für meine Mutter einen Blumenstrauß zu kaufen, da am nächsten Tag Muttertag war.
Sie sollte ja nicht wissen, was ich vor hatte, darum erfand ich eine kleine Notlüge. Ich sagte zu ihr:
,,Mama, ich geh zu Lisa und mache mit ihr Hausaufgaben, ich bin um 15.00 Uhr wieder zuhause.“
Ich ging alleine durch den Wald und wollte zum Blumenladen.
Mein Portemonnaie war prall gefüllt.
Bei jedem Schritt, den ich machte, konnte man das Geld im Portemonnaie klimpern hören.
Die Sonne strahlte vom Himmel und ich dachte mir: ,,Heute wird ein schöner Tag.“
Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was heute noch passieren würde...
Da plötzlich, war da nicht was?
Meine Oma hatte mir mal erzählt, dass ein Mann ihr in diesem Wald die Geldbörse geklaut hatte. Sie war gerade auf dem Weg zum Supermarkt.
Hinter mir hörte ich ein Knacken und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Meine Ängste konnte ich nicht verscheuchen, weil mich (ich dachte es jedenfalls) jemand berührte. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Ich traute mich nicht, mich umzudrehen. Nervös aber irgendwie auch ängstlich kaute ich auf meinen Fingernägeln.
Plötzlich, ich musste mich einfach umdrehen, rief jemand meinen Namen: „Sophie!“ Ich war sehr erschrocken und mir stockte der Atem. Eigentlich wollte ich weglaufen, aber ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und schließlich drehte ich mich um.
Es war jemand, der mir bekannt vorkam.
Er kam näher und ich erkannte ihn. Es war Lukas.
,,Oh nein, nicht Der schon wieder!“ murmelte ich.
Lukas war die absolute Nervensäge aus meiner Klasse. Immer wollte er lustig sein, aber das fanden die meisten von uns voll blöd.
Lukas fragte, ob ich mit zum Spielplatz kommen wollte, ein paar aus unserer Klasse wären auch da.
,,Nee, hab noch was vor“, meinte ich, ,,vielleicht später.“
Ich ging weiter, denn ich musste mich etwas beeilen um rechtzeitig wieder Zuhause zu sein.
,,Augenblick mal“, dachte ich, ,,ich höre meinen Geldbeutel ja gar nicht mehr klimpern!“
Hatte ich ihn verloren? Ich dachte nach, wo es hätte passiert sein können, aber eigentlich war es unmöglich!
Ich ging den ganzen Weg durch den Wald, in meinen Gedanken durch aber eigentlich konnte ich das Geld nicht verloren haben.
Da fiel es mir ein - Lukas!
„Das konnte nur er gewesen sein!“, brüllte ich in meinen Gedanken. Ich machte mich so schnell wie möglich auf den Weg zum Spielplatz.
Ich kochte vor Wut und lief los.
Am Spielplatz angekommen, sah ich schon meine Klassenkameraden, auch Lisa war da.
Sie kam auf mich zu und sah es mir an, dass etwas nicht stimmte. Ich erzählte ihr von meinem Vorhaben einen Blumenstrauß zu kaufen und das ich mein Geld ganz sicher in der Jackentasche versteckt hatte.
Wütend meinte ich: „Das war dieser Trottel Lukas!“
Alle hatten es jetzt mitbekommen und gemeinsam stellten wir Lukas zur Rede. Lukas machte ein entsetztes Gesicht und seine Stimme zitterte vor Wut: „Das war ich nicht“, protestierte er laut, „sowas würde ich nie tun!“ Zu seiner Verteidigung leerte er alle seine Taschen und tatsächlich war meine Geldbörse nicht dabei. „Na gut“, sagte ich „dann zeig mir doch, wo ich das Geld hätte verloren haben können.“
Lukas, Lisa und die anderen gingen mit mir zurück in den Wald.
Es verging eine ganze Weile, da rief Lisa: „Hey Sophie, welche Farbe hat dein Portemonnaie?“ Verwundert meinte ich: „Blau und der Verschluss ist grün.“ Mit einem Lächeln im Gesicht jubelte sie: „Na, dann hast du ja nochmal Glück gehabt, hier ist sie!“
Ich war verblüfft, wie konnte das nur sein? Hinter einem Stein am Weg, lag dieses Ding und wartete nur darauf, dass es gefunden wird.
Dankbar schaute ich Lisa an: „Danke, du bist die beste Freundin, die man haben kann!“
Wir umarmten uns und da merkte ich, wie alle mich anstarrten. Lukas war gar nicht zu sehen, er stand hinter meinen Klassenkameraden.
Ich merkte, wie ich im Gesicht ganz rot wurde, weil ich mich so schämte. Ich hatte Lukas völlig zu Unrecht beschuldigt. Das war echt doof von mir.
Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und ging auf ihn zu.
„Hey Lukas“, stotterte ich, „das war voll fies von mir“. Es tut mir total leid.“ Er lächelte zaghaft.
„Ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung an und wir können Freunde werden.“
Lukas Augen funkelten, aber nicht aus Zorn, sondern vor Freude.
„Na klar“, lachte er, „ich bin ja total froh, dass sich alles aufgeklärt hat! Danke Lisa, ohne dich wäre ich immer noch der Dumme.“
In dieser Sekunde fiel es mir wieder der Blumenstrauß ein!
Es war schon ziemlich spät und in 10 Minuten macht der Blumenladen zu!
Da sagte Lukas: „Sophie, ich hab mein Fahrrad dabei, spring auf den Gepäckträger, ich fahr dich hin“.
Lukas wartete vor dem Laden. Mit dem Blumenstrauß in der Hand sagte ich erleichtert: „Danke, alleine hätte ich das nicht mehr geschafft!“
„Kein Problem“, sagte er grinsend, „und mache lieber den Reißverschluss von deiner Jackentasche zu, wer weiß, wer sich alles im Wald rumtreibt…“
„Okay, okay, ich hab es ja verstanden“, lachte ich.
Ich ging erleichtert nach Hause.
An diesem Tag hatte ich viel gelernt. Man sollte niemanden einfach so verurteilen, nur weil er eine Nervensäge ist.
Ende
 
von Merle Gress (5c), 28.01.2015