eine Fabel von Lisa Smischliaew (6c)

Das Pony lebte auf einer großen Wiese, weit weg vom Wald. Es fraß jeden Tag köstliches Gras und trank klares, sauberes Wasser aus einem kleinen Bach. Es hatte einen Freund, die Eule. Sie kam jeden Tag aus dem Wald zur Wiese geflogen und erzählte von ihrem Zuhause. Eines Tages kam sie gerade zum Pony geflogen, als es fragte: „Gibt es in deinem Wald denn auch Ponys?“ Die Eule überlegte. Sie kannte alles und jeden im Wald. Ein Pony hatte sie dort noch nie gesehen. „Nein“, gab sie schließlich zu, „Ich habe noch nie ein Pony außer dir gesehen.“ Das Pony beschloss: „Ich werde in den Wald gehen!“ „Aber er ist dunkel und voller Gefahren“, gab die Eule zu bedenken. Das Pony aber ließ sich nicht beirren und galoppierte sofort los. Nich lange, und es war am Waldrand angekommen. Die Eule sagte: „Nun, wenn du dich schon nicht von deinem Vorhaben abbringen lässt, lass mich wenigstes helfen!“ Das Pony war einverstanden. Es marschierte gleich los. Doch schon nach wenigen Schritten wurde ihm klar, wie dunkel der Wald wirklich war. Hinter jedem schwarzen Schatten konnte sich eine Gefahr verbergen! Voller Angst rannte das Pony wieder hinaus. „Ich habe versagt!“, klagte es. Die Eule befahl: „Geh noch einmal in den Wald! Ständig bist du so wankelmütig, du musst einmal etwas zu Ende bringen!“ Und so musste das Pony zurück in den Wald. Die Eule flog nebenher und erklärte: „Die Dunkelheit ist nicht gefährlich. Sie hilft uns, Verstecke zu finden.“ Da hatte das Pony nur noch ein wenig Angst. Auf einer Lichtung grasten Rehe. Als sie das Pony sahen, sprangen sie erschreckt weg. Und das Pony stob aus dem Wald. „Was war das?“, jammerte es. „Diese Tiere sind so schnell, sie sind bestimmt gefährlich!“ Es wollte nicht mehr in den Wald, doch die drängte es so lange, bis es doch ging. So flog wieder nebenher und erzählte: „Diese Tiere waren Rehe. Sie haben mehr Angst vor dir als du vor ihnen. Also sind sie nicht gefährlich.“ Da hatte das Pony keine Angst mehr vor den Rehen. Doch wie es so durch das hohe Laub stapfte, spürte es, wie etwas um seine Beine glitt. Laut wiehernd bäumte es sich auf. Das Etwas verschwand und das Pony sah nur etwas glänzen. Das war zu viel. Bevor die Eule verstand, war es schon vor dem Wald. „Dieses Ding hätte mich umbringen können! Ich gehe nicht mehr in den Wald!“, keuchte es. Doch die Eule ließ nicht locker, bis das Pony wieder mit ihr in den Wald ging. Während sie sich ein paar Schneeglöckchen anschauten, meinte sie: „Das war eine Ringelnatter. Sie ist nicht giftig und kann dir nichts tun.“ Auf einmal quiekte es laut unter ihnen. Das Pony sah nur graues Fell aufblitzen, während es im Jagdgalopp davonrannte. Jetzt ließ es sich nicht mehr zum Umkehren bewegen. Obwohl die Eule versicherte: „Mäuse tun nichts!“, verschwand es mit hängendem Kopf. Als es am nächsten Tag lustlos ein paar Grashalme abriss, kam die Eule. Hinter ihr die Rehe, die Schlange und die Maus. „Wir wollen dir helfen!“, piepste die Maus. Die Rehe riefen: „Wir zeigen dir den Wald!“, und die Schlange zischte: „Und wir beschützen dich vor Gefahren!“ Zögerlich kam das Pony mit zum Wald. Als sie hineingingen, flog die Eule voran, damit sie vor möglichen Feinden warnen könnte. Die Rehe liefen hinterdrein und die Schlange kroch über den Boden, falls dort etwas wäre. Die Maus übernahm die Führung und erzählte alles über den Wald. Als sie wieder rauskamen, wieherte das Pony überglücklich: „Es war so schön im Wald! Danke, dass ihr mir geholfen habt!“ So unternahmen sie noch oft Ausflüge in den Wald.

 

19.06.2014