Während sich in der deutschen Bevölkerung bereits der erste Unmut über die sinkende Temperatur in der Bundesrepublik breitmacht, sonnen sich etwa 1.000.000 Arbeiter auf den Baustellen der Stadien, die anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar gebaut werden, bei gemütlichen 38°C. Doch die Bauarbeiter sind nicht nur zum Spaß auf den Baustellen: Sie helfen dort vor allem die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem arabischen Emirat und dem europäischen Fußballkontinent zu fördern. Dafür bauen sie die Stadien, in welchen später die besten Nationalmannschaften unserer Erde um die Weltmeistertrophäe spielen werden – also: in den kurzen Spielzeiten zwischen den Trinkpausen. Denn waren es in Rio de Janeiro nur 25°C, bei denen schon regelmäßig Trinkpausen eingelegt werden mussten, so haben die Spieler in den Sommermonaten in Katar mit bis zu 45°C zu rechnen.

Neu ist deshalb der Vorschlag des Fifa-Chefs Sepp Blatter, die WM in den Winter zu verlegen. Man hoffe so, dass vermehrt deutsche Bürger die WM besuchen werden, da sie mit dem Klima in ihrem Heimatland in den Wintermonaten einfach nicht warm werden. In Katar darf man sich allerdings auch noch im Dezember auf bis zu 25°C freuen. Das Finalspiel soll übrigens am 4. Advent 2022 ausgetragen werden, also kurz vor Weihnachten. Die Regierung wird die Tourismusbranche des Landes, welche voraussichtlich 2016 erste Vertreter hervorbringen wird, damit beauftragen, mehrere Angebote für das zusätzliche Verbleiben der Fußballfans und ihrer Familien in Katar und die Wahrnehmung des Feiertages in der Wiege des Christentums zu entwickeln. Es wird bereits geplant, eine Schauspielschule für Weihnachtsmänner mit 1km² Fläche und jährlich bis zu 2000 abgeschlossenen Ausbildungen in Al-Rayyan zu bauen - die kosten würden sich auf lächerliche 924.500.000€ belaufen. Dazu äußerte sich bereits Premierminister Scheich Abdullah bin Nasser bin Chalifa Al Thani mit den Worten: “Für das Wohl meiner Freunde ist mir nichts zu teuer.“ Viele der Bauarbeiter möchten nach der Fertigstellung der Stadien gerne in Katar bleiben. Deshalb bereitet die Regierung bereits Übernahmeverträge vor, die den Arbeitern ihr Recht auf eine Ausbildung als Weihnachtsmann, in der Fachsprache „Special Coordinator of Gifts and Moral Values“ einräumt.

Einige der Arbeiter werden dieses Angebot gerne annehmen, andere hoffen noch auf weitere Beschäftigungsplätze im Land. Der Indische Gastarbeiter Ranjid Ambani hofft beispielsweise noch auf einen Platz in der Nationalmannschaft von Katar: „Seit ich hier bin haben mich der Geist und die Tradition dieser Fußballnation dazu bewegt, über einen Nationalitätenwechsel nachzudenken. Ich möchte aber gar nicht so weit in die Zukunft blicken, denn ich würde den Kick, den ich auf den Baustellen täglich erleben kann, sicherlich vermissen. Man weiß nie, wie lange man in der Hitze ohne Wasser und auf den Brüstungen ohne Sicherheitsmaßnahmen überlebt.“

Da Menschenrechtsorganisationen immer wieder die Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter verurteilen und Katar die Rechte an der Austragung der Fußballweltmeisterschaft am liebsten wieder entziehen würden, hat die Fifa einen unparteiischen Mitarbeiter damit beauftragt, die Arbeitsbedingungen zu überprüfen und über eventuelle Missstände zu berichten. Der Italiener Antonio Parazziaveli besuchte deshalb mehrere der Baustellen und sprach mit ausgewählten Arbeitern. "Es scheint, als seien die Sicherheitsvorkehrungen sogar viel zu hoch. Viele Jugendliche kämen aus Indien und anderen umliegenden Ländern nach Katar, um nach ihrer abgeschlossenen Schulzeit endlich ein wenig Action zu erleben. Dieser Traum wird allerdings durch zu hohe Sicherheitsstandards gefährdet, da der "Kick" nicht mehr vorhanden sei." Genau wie Ranjid also sind es durchweg Adrenalinjunkies, die auf den Baustellen der 12 Stadien werkeln und damit ihre innere Erfüllung erfahren.

Über die Nutzung der Stadien nach der Weltmeisterschaft wird noch nicht diskutiert. Einzelne Stimmen machen sich zwar dafür stark, dass man die Stadien in Gefängnisse, Krankenhäuser, oder Bildungsanstalten umwandeln könnte, Staatschef Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani ist sich allerdings nicht mal sicher, ob die Zeit bis 2022 jemals vergehen werde. "Das sind noch acht Jahre, so viele Jahre kann man nicht mal an einer Hand abzählen." Er wolle deshalb noch nicht über eine zukünftige Nutzung der Stadien diskutieren.

In den nächsten acht Jahren stellen sich ganz andere Aufgaben für die Herrschaftsfamilie des Landes. Vorbildlich setzen sie sich dafür ein internationale Topstars für ihr Land zu werben. So steht eine rekordverdächtige Summe von 230.000.000€ für den Wechsel von Lionel Messi zum arabischen Emirat im Raum; außerdem wolle man sich Philipp Lahm schnappen, da dieser durch den Rücktritt aus der deutschen Fußballnationalmannschaft ja gerade Ablösefrei zu haben sei.

Die Regierung von Katar steht also noch vor einigen Aufgaben, die dieses sympathische Land sicherlich mit Bravour mit Füßen treten wird, bis sich die Probleme wie von selbst verflüchtigen. Dieses Prinzip zeigt Erfolg und so rechnen nach Russland und Katar nun auch der Iran, Nigeria und Nordkorea mit der erfolgreichen Bewerbung für die Fußballweltmeisterschaften 2026, 2030 und 2034. Bis wir allerdings moralisch verurteilend mit dem Zeigefinger auf diese zukünftigen Veranstalter der Weltmeisterschaften zeigen können, müssen wir uns weiter mit dem deutschen Herbstwetter und toten Bauarbeitern begnügen.

Felix Kiwitt (13b/c), 09.10.2014