Manchmal fragt man sich doch, wie das sein kann, wie wird man „faltenlos in 10 Tagen“? Wie wird plattes, dünnes Haar auf einmal voluminisiert? Und was bringt ein "nude make up", wenn man am Ende gefragt wird: „Wollen wir jetzt los oder willst du dich noch schminken?“ Wer will "XXL endless lashes", wenn die dazu zu verwendende Mascara endless teuer ist? Die Antwort: Jeder. Denn nur mit "cateye lashes" und einem definierten Look wird man am Ende des Abends von einem "Boy" angesprochen, der sich in der Stunde, in der sie sich um ihr Makeup gekümmert hat, es nicht einmal geschafft hat, sich ein T-Shirt anzuziehen, das nicht förmlich danach schreit, in der Wäschetrommel umherzukreisen, um seine Flecken loszuwerden. Unsere Zeit, unser Geld und unsere Nerven werden durch die Kosmetikbranche belastet. Wenn man das zehnte Mal den Lidstrich nachmalt, das Telefon klingelt und die Lockenwickler sich von selbst abwickeln, während der Hund nach Futter verlangt und der Nachbar zu lauter Technomusik versucht, den Fußboden einzutreten, fragt man sich, warum man sich so viel Mühe gibt… Ich meine, heutzutage geht es doch nur noch um die inneren Werte. Das beste Beispiel dafür ist doch Carmen Geiss, deren unter Silikon verstecktes Herz nur nach ein bisschen Zuwendung von Robert verlangt.

Besonders anzuzweifeln ist, ob das in der Werbung dargestellte Porzellanpüppchen wirklich eine Antifaltencreme für ihr Gesicht braucht und Miranda Kerr eine Cellulitecreme benötigt. Um eine wirkliche Veränderung feststellen zu können, muss doch erst mal der Tester das zu behandelnde Problem aufweisen, aber was würden Couchpotato und Mattscheibenglotzer sagen, wenn ihnen aus dem Fernseher eine zerknautschte Fratze mit seinen Gammelbeißern zulächelt und hoch und heilig verspricht, dass er durch Elmex und Aronal in kurzer Zeit viel weißere Zähne bekommen hätte. Die hochkomplizierte Anleitung auf der Rückseite des in Plastik verpackten Produkts kann einem auch nicht mehr mitteilen, als dass man sich das Shampoo nicht in Augen schmieren soll. Da fragt man sich doch, für wen ein solches Produkt gedacht ist.

Aber nicht genug damit, dass die Kosmetikprodukte wirken sollen, sie müssen auch gut riechen, gut aussehen, eine schöne Verpackung haben und die Werbung für das Produkt darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. In Deutschland gibt die Kosmetikbranche jährlich fast 1,6 Milliarden Euro nur für Werbung aus. Und das endet damit, dass wir für eine Öl-Wasser-Mischung zu Deutsch auch Bodylotion 50€ ausgeben sollen, bei der uns noch nicht einmal garantiert ist, dass sie wirkt. Durch die ganzen Stoffe, die in dem Produkt enthalten sind, ist es wahrscheinlicher, dass man am Ende mit einem Ausschlag wie bei starker Neurodermitis vor dem Spiegel steht und sich mal wieder fragt: „Warum das alles?“

Luisa Esch (13b/c), 09.10.2014